Im Kleinen Großes bewirken – Gemeinsam für unseren Wald

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

unser Wald befindet sich in einem verheerenden Zustand und die Aussichten zur Waldentwicklung sind mehr als düster. Wer in den letzten Monaten in unseren Wäldern spazieren gegangen ist, für den müsste sich ein Bild des Schreckens ergeben angesichts der radikalen Veränderung unseres Waldbildes. Immer mehr kahle Flächen tun sich auf und wir sind damit längst noch nicht am Ende. Spätestens jetzt dürfte jeder von uns gemerkt haben, dass diese Naturkatastrophe längst vor unseren Haustüren angekommen ist und somit auch vor unserem Gemeindewald nicht halt macht (siehe Bericht in Ausgabe KW 41). Selbst der ZDF-Länderspiegel vom 26.09.2020 brachte es in seinem Beitrag auf den Punkt: „Der Westerwald stirbt.“

In unserem Gemeindewald wurden die letzten Wochen bereits zahlreiche Waldflächen geräumt. Durch diese Räumung wird auch der Mineralboden frei gelegt, welcher ein ideales Beet für eine Saat ist.

Die Buchen in unserem Gemeindewald haben dieses Jahr eine reiche Mast.

Aus diesem Grund möchte die Ortsgemeinde gemeinsam mit Revierförster Jochen Panthel einen Versuch starten, zu welchem alle Bürgerinnen und Bürger einen unbürokratischen und kostenlosen Beitrag leisten können, in dem sie die Bucheckern sammeln und der Ortsgemeinde und dem Forst zur Verfügung stellen.

Angesichts der Herbstferien und der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie bietet sich ein Spaziergang, gerade auch mit Kindern, durch unseren heimischen Wald nahezu an. Wir beabsichtigen, die Bucheckern über den geräumten Flächen mithilfe der Forstmitarbeiter zu verteilen und sind dabei guter Hoffnung, dass ein Teil davon im Frühling nächstes Jahr aufgeht.

Je nach dem wie sich die Corona-Situation die nächsten Wochen entwickelt, können wir uns auch vorstellen, dass es eine gemeinsame Pflanzaktion mit der Bürgerschaft geben könnte, dies hängt aber entscheidend vom Pandemiegeschehen ab.

Wegen des forstlichen Saatgutgesetzes dürfen nur Buchen aus dem Unnauer Wald „beerntet“ werden. Hierzu bietet sich der Wald am Schullandheim, der Wald am Sonnenweg oder der Reichenstein (Nähe Weihnachtsbaumkultur) an. Wichtig ist darüber hinaus, dass die Buchecker nicht in einer Tüte, sondern in einem offenen Gefäß wie Eimer oder Karton gesammelt werden.

Die Saat kann dann die nächsten drei Wochen zu den üblichen Öffnungszeiten des Grüncontainers samstags von 11-17 Uhr am Platz bei den Glascontainern oder dienstags in der Bürgermeistersprechstunde von 17-19 Uhr abgegeben werden und wird anschließend zügig in den Boden gebracht. Ich möchte nochmals betonen, dass es sich hierbei um ein Versuchsprojekt mit ungewissem Ausgang handelt, dessen Ergebnis wir erst im Frühjahr 2021 sehen können.

Leider ist der Weisheit letzter Schluss auch unter den Experten bezüglich der Wiederaufforstung und künftigen Nutzung unseres Waldes noch nicht gefunden. Es muss letztlich auf ein Mosaik verschiedenster Lösungen gesetzt werden, da das Patentrezept derzeit fehlt.

Die Zukunft unseres Waldes wird eine Mammutaufgabe für die Gemeinde und den Forst, die alles andere als kurzfristig zu lösen ist. Wichtig ist, dass uns diese Problematik nicht gleichgültig ist und dass die Bevölkerung sensibilisiert wird für das was derzeit „draußen“ in unserem Wald passiert. Insofern hoffen wir auf viele Sammlerinnen und Sammler aus unserer Bürgerschaft, um im Kleinen Großes zu bewirken oder um es mit einem Zitat von Antoine de Saint-Exupery auf den Punkt zu bringen:

„Man kann nicht in die Zukunft schauen, aber man kann den Grund für etwas Zukünftiges legen- denn Zukunft kann man bauen.“
Iris Wagner, Ortsbürgermeisterin