Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
„vor 106 Jahren zogen die Soldaten des Deutschen Kaiserreiches euphorisch in den Ersten Weltkrieg. Vor knapp 90 Jahren brach das Regime der Nationalsozialisten mit dem Überfall auf Polen den Zweiten Weltkrieg vom Zaum – den größten Vernichtungskrieg der Menschheitsgeschichte. Am Volkstrauertag gedenken wir alljährlich den Millionen von Opfern der Kriege und Gewaltherrschaft – auch jenen hier aus Unnau.
Auch wenn diese Jahreszahlen für uns sehr weit weg klingen, so sind die Botschaft und die Mahnung des Volkstrauertages nach wie vor hoch aktuell.
Noch immer herrscht an vielen Orten der Welt Krieg, noch immer werden Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen, noch immer fallen nationalistische Gedanken und Antisemitismus in Deutschland auf fruchtbaren Boden, die uns die Ereignisse in diversen deutschen Städten oft genug zeigen. Darum ist es so wichtig, jedes Jahr an die Folgen und die Opfer der Kriege zu erinnern – an das Leid, die Millionen Toten und die fundamentalen Einschnitte in die Geschic hte vieler Völker. Und wir müssen uns jenen entgegenstellen, die versuchen, Geschichte umzudeuten, zu relativieren oder wegzureden. Die Verantwortung für unsere Geschichte bleibt.
Vom französischen Philosophen Voltaire stammt der bekannte Ausspruch: „Die Zeit heilt alle Wunden.“ Doch er wird häufig durch den Nachsatz ergänzt: „…aber nichts kann die Narben entfernen, die für immer an den Schmerz erinnern!“ Narben, die in Orten wie den Kriegsgräbern bei Verdun, den Gedenkstätten der Konzentrationslager für immer sichtbar bleiben werden.
So wird mit der Zeit die Geschichte fortgeschrieben. Die Aufgabe von uns und den kommenden Generationen ist es, die Lehren aus der Vergangenheit zu ziehen, damit sich das Schreckliche aus der Geschichte nicht wiederholt. Diese Botschaft des Volkstrauertages soll uns Ansporn und Mahnung für die Zukunft sein.
Wichtig ist, dass unsere Friedensappelle in allen Herzen ankommen. Die Erinnerung darf nicht enden; sie muss auch künftige Generationen zur Wachsamkeit mahnen. Es ist deshalb wichtig, nun eine Form des Erinnerns zu finden, die in die Zukunft wirkt. Sie soll Trauer über Leid und Verlust ausdrücken, dem Gedenken an die Opfer gewidmet sein und jeder Gefahr der Wiederholung entgegenwirken.“ In diesem Sinn ist auch der Volkstrauertag ein hohes Gut, das nicht nur gepflegt, sondern stetig weiterentwickelt werden muss.“
Aufgrund der Coronapandemie konnte die Gedenkstunde anlässlich des Volkstrauertrages leider nicht unter Beteiligung der Bürgerschaft stattfinden. Jedoch fand eine kurze Gedenkstunde unter Beteiligung der Ortsbürgermeisterin, der Beigeordneten und Vertreten des örtlichen Sozialverbandes statt, um der wichtigen Bedeutung des Volkstrauertages Rechnung zu tragen und um das Erinnerungsritual nicht erstarren zu lassen.
Im Anschluss an die Gedenkstunde und nach Aussprechen des Totengedenkens wurden die Kränze der Ortsgemeinde und des Sozialverbandes vor dem Kriegerdenkmal niedergelegt.